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Die Lebensqualität gehört ins Zentrum der Medizin

Heinz Nauer
Communiqué de presseMedienmitteilungSAGW

Macht und Medizin. Beiträge aus der Veranstaltungsreihe Medical Humanities 2017–2020.

Bern, 28.10.2021 – Eine neue Publikation der Schweizerischen Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften (SAGW) befasst sich mit dem Verhältnis von Macht und Medizin. Sie zeigt: In der Medizin braucht es mehr soziale Lösungen – und einen starken Gesundheitsbegriff, der über die blosse Abwesenheit von Krankheit hinausgeht.

2017 lancierte die SAGW zusammen mit der Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften die Reihe «Macht und Medizin». In den vier Veranstaltungen «Die Kraft der Normen» (2017), «Die Macht des Geldes» (2018), «Die Macht des Patienten» (2019) und «Macht und Ohnmacht der Medizin» (2020) beleuchtete sie jeweils verschiedene Facetten der Wirksamkeit von Macht im Gesundheitsbereich.

«Dort, wo eine starke Definition herrscht, ist Macht»

Nun liegt ein Sammelband mit zwölf Beiträgen vor, der die Vielfalt, den Reichtum und die Kreativität der Schweizer Forschung und Praxis im Bereich Medical Humanities aufzeigt und würdigt. Die Autorinnen und Autoren analysieren das Verhältnis von Macht und Medizin mit unterschiedlichen Perspektiven: auf dem ärztlichen Ethos und den (beträchtlichen) Lohnunterschieden im Ärzteberuf, auf dem Wandel der Patientenrolle von reinen Leistungsempfängern zu «Experten aus Erfahrung» (Jörg Haslbeck) und auf die (wenig mächtigen) Patientenorganisationen; sie zeigen, wie einseitige Technikfeindlichkeit genauso in die Sackgasse führt wie blinde Technikbegeisterung und weshalb die über 2500 Selbsthilfegruppen in der Schweiz mehr politische Beachtung verdienen. Und nicht zuletzt macht die Publikation deutlich, wie wichtig die begriffliche Definitionsmacht ist. Denn «dort, wo eine starke Definition herrscht, ist Macht – dort wo eine solche fehlt, hält sich die Ohnmacht» (Thomas Abel).

Die Publikation ist ein weiterer Schritt auf dem Weg, die verschiedenen Akteure im Gesundheitswesen zusammenzubringen: Forscherinnen, Politiker, Verbände, Ärzte und Patientinnen. Für Diskussionen, Reflexionen und Auseinandersetzungen mit einem gemeinsamen Ziel, wie Lea Berger, Projektleiterin Medical Humanities bei der SAGW, betont: «Um die negativen Auswirkungen bestimmter Ungleichgewichte zu erkennen, ist es wichtig, den Austausch zwischen den verschiedenen Akteuren zu fördern und das Wohlbefinden und die Lebensqualität der Patienten in den Mittelpunkt der Diskussion zu stellen.»

Schweizerische Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften und Schweizeische Akademie der Medizinischen Wissenschaften (2021): Macht und Medizin. Beiträge aus der Veranstaltungsreihe Medical Humanities 2017–2020 (Swiss Academies Reports 16,10). https://doi.org/10.5281/zenodo.5414418. Der Sammelband wird ausschliesslich online publiziert.

Links und Kontakt

Links

  • Sammelband «Macht und Medizin»: Link
  • Thema «Gesundheit» auf Website der SAGW: Link
  • Follow-up «Die Gesundheitsversorgung, die Gesellschaft und die ‹Alten›»: Link
  • a+ Swiss Platform Ageing Society: Link

Kontakt für Rückfragen

Lea Berger, Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Tel. 031 306 92 50
lea.berger(at)sagw.ch

Neue Veranstaltungsreihe befasst sich mit dem Altern

Die Medical-Humanities-Reihe der SAGW in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften findet eine Fortsetzung. Von 2021 bis 2024 sind vier Tagungen zum Thema «Alt werden» geplant. Die erste Veranstaltung «Die Gesundheitsversorgung, die Gesellschaft und die ‹Alten›» fand im September 2021 statt und befasste sich mit Altersbildern in der Gesellschaft und in der Medizin. Ein Follow-up der Tagung mit Video ist online verfügbar.