Geschichte

Geschichte der SGGF

Die SGGF wurde 1997 als Zusammenschluss von Geschlechterforscher*innen in der Schweiz gegründet, die ein lebhaftes Interesse an einer inhaltlichen Stärkung und einer institutionellen Förderung ihres Forschungsgebietes hatten. 2010 hat die SGGF ihre Statuten revidiert und setzt sich seither mit verstärktem Engagement für die Anliegen der Geschlechterforschung an den Universitäten, in der Forschung, in der Wissenschaftspolitik und in der Gesellschaft ein. An der Vernetzungstagung «Forschungswerkstatt» 2015 wurden thematische Arbeitsgruppen der SGGF gegründet. Seit 2016 ist die SGGF Mitglied der Schweizerischen Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften. Ebenfalls im Jahr 2016 wurde der Brigitte Schnegg Preis geschaffen, mit dem in regelmässigen Abständen herausragende wissenschaftliche Arbeiten im Bereich Geschlechterforschung prämiert werden. Seit 2019 gibt die SGGF die Publikationsreihe «Geschlechterfragen» heraus, die beim Seismo Verlag erscheint. Die thematischen Arbeitsgruppen wurden 2022 neu als Forschungsnetzwerke definiert, mit dem Ziel, sie als ein wichtiger Bestandteil der inhaltlichen Arbeit der SGGF hervorzuheben.

Geschichte der Geschlechterforschung in der Schweiz

Die Gender Studies haben sich in der Schweiz erst spät institutionalisiert. 1997 wurde die erste geschlechterthematische Professur am historischen Seminar der Universität Basel geschaffen, womit die feministische Bewegung auch in der Schweiz Eingang in den akademischen Betrieb fand. Seit der Gründung dieses Lehrstuhls für Frauen- und Geschlechtergeschichte hat sich in der akademischen Welt aus Geschlechterperspektive viel verändert, denn inzwischen ist die Geschlechterforschung sowohl als eigenständiges Forschungsfeld als auch in den unterschiedlichsten Disziplinen verankert und sie hat sich zudem thematisch und theoretisch stark diversifiziert und auch spezialisiert.

Seit gut dreissig Jahren ist die Geschlechterforschung als zukunftsweisende Wissenschaft anerkannt. In der Wissenschaftspolitik setzte sich die Erkenntnis durch, dass die Geschlechterforschung als innovative Lehr- und Forschungsrichtung auch in der Schweiz langfristig zu etablieren sei. Dieses Ziel verfolgte das Netzwerk Gender Studies CH: Das von der Universitätskonferenz (SUK) finanzierte Kooperationsprojekt von neun Schweizer Universitäten (Bern, Basel, Fribourg, Genève, Lausanne, Luzern, Neuchâtel, St. Gallen und Zürich) konzentrierte sich auf den Aufbau sich ergänzender Studienangebote und Graduiertenprogramme in Geschlechterforschung.

Inzwischen hat sich die Geschlechterforschung nicht nur differenziert, sondern ist sowohl als eigenständiges Forschungsfeld als auch in den unterschiedlichsten Disziplinen verankert. Schweizweit existiert ein breites Angebot an BA-, MA- und Doktoratsprogrammen in Gender Studies. Ausserdem wurden Netzwerke von Forschenden geschaffen, wie etwa PlaGe, und eine gesamtschweizerische Internetplattform «Gender Campus» informiert über die Aktivitäten in der Geschlechterforschung und über das Lehrangebot in Gender Studies an allen Hochschulen.

Die Geschlechterforschung in der Schweiz zeichnet sich durch ihre inter- und transdisziplinäre wie auch theoretische Vielfalt aus. Zudem hat sie sich in den einzelnen Landesteilen auf der Basis unterschiedlicher Theorietraditionen herausgebildet. Während in der Romandie eine starke Bezugnahme auf die französischsprachigen Debatten stattfindet und diese mit der Fachzeitschrift «Nouvelles Questions Féministes» entscheidend mitprägt, sind die Geschlechterforscher*innen der deutschen Schweiz vor allem in den deutschen und anglo-amerikanischen Diskussionen und Publikationen präsent – natürlich verwischen sich die Grenzziehen teilweise, angesichts der Internationalität von Geschlechterforschung. Aus diesen Gründen ist ein zentrales Anliegen der SGGF den Austausch über die Sprachgrenzen und Theorietraditionen hinweg zu fördern, in der Überzeugung, dass darin ein innovatives Potential der schweizerischen Geschlechterforschung liegt.